Wenn uns das Leben ausbrennt
Wer von uns kennt nicht jemanden, der zu erschöpft ist, um seinem Leben entgegenzutreten?
Burnout hat sich mittlerweile zu einer Modekrankheit unserer Gesellschaft entwickelt. Solange wir drinstecken, grämen wir uns, darüber zu sprechen. Doch sobald zumindest die akute Phase überwunden ist, fällt es uns meist leichter, unserem Umfeld davon zu berichten. Denn dann schwingt oft die unterschwellige Botschaft mit: Schaut her! Ich habe so hart gearbeitet! Hatte einen Zusammenbruch, der mich einige Zeit aus der Bahn geschmissen hat. Aber jetzt habe ich es überwunden und stehe trotz allem wieder mit beiden Beinen im Leben! Ja, so stark und unerschütterlich bin ich!
Wir alle werden von klein auf dazu getrimmt, nach aussen hin stets nur unsere Schokoladenseite zu präsentieren. Bloss keine Schwächen oder peinliche Macken nach aussen dringen lassen! Das könnte Beziehungen oder Freundschaften unnötig strapazieren. Also werden unsere vermeintlichen Schwächen fleissig in unser Innerstes hinein gezwungen – wo sie gären und faulen.
Aber können wir uns tatsächlich als stark und unerschütterlich bezeichnen, wenn wir uns aus einem Burnout wieder zurück ins Leben gekämpft haben?
Was genau bedeutet es denn, einen Burnout zu erleiden; ausgebrannt zu sein?
Eine tiefe Erschöpfung entsteht, wenn in uns über längere Zeit negative Prägungen oder Glaubensmuster ihr Unheil treiben, die uns unbewusst zu ungünstigen Verhaltensweisen zwingen. Diese emotionalen Schrottprogramme fressen viel Energie – bis irgendwann nichts mehr da ist und weder Körper noch Geist in ihrer Kraft stehen. Dann folgt der Zusammenbruch. Nicht selten trifft er uns unvorbereitet, denn bis dahin lief alles unbewusst in uns ab.
Wenn wir beispielsweise als Kind die Erfahrung gemacht haben, nicht gut genug zu sein – egal, wie sehr wir uns angestrengt haben, die Eltern und Lehrer waren nie mit unseren Leistungen zufrieden – hat uns das tief geprägt. Unbewusst kann es dann passieren, dass wir selbst als Erwachsene immer noch danach streben, endlich mal ein Lob für unsere Leistungen zu erhaschen. Diesmal jedoch vom Partner oder dem Chef. Die Prägung zwingt uns, immer bessere Leistungen hervorzubringen, koste es, was es wolle.
Und es kann verdammt viel kosten … Kommen wir noch einmal zur Frage zurück: Können wir uns tatsächlich als stark und unerschütterlich bezeichnen, wenn wir uns aus einem Burnout wieder zurück ins Leben gekämpft haben?
Nun, auf diese Frage mag es keine allgemein gültige Antwort geben. Jeder von uns muss selbst entscheiden, ob wir uns mit solch einer Erfahrung in der Gesellschaft vermeintliche Anerkennung verschaffen wollen oder ob wir es als Einladung annehmen, uns näher mit unseren unbewussten Schrottprogrammen zu beschäftigen. Denn nur so erhalten wir auf Dauer genug Energie und Lebensfreude, um unserem Leben so entgegenzutreten, wie es jeder Einzelne von uns verdient hat.