Was Zucker mit uns macht
Vor noch nicht allzu langer Zeit fand ich per Zufall heraus, dass die Kekse, die mein Sohn ständig in der Kita zu essen bekam, zugesetzten Zucker enthalten. Dieser Tatbestand verärgerte mich sehr, zumal ich der Kita sehr klar zu verstehen gegeben hatte, dass mein Sohn bis auf Weiteres keine Nahrungsmittel mit zugesetztem Zucker bekommen sollte und besagte Kita bei der Eingewöhnung gross damit herum prahlte, wie sehr sie doch auf gesunde Ernährung der Sprösslinge achte.
Dieser Vorfall brachte das Thema Zucker bei mir wieder stark in den Vordergrund. Schon früher hatte ich mich viel damit auseinander gesetzt – doch als Mutter nimmt das Thema nochmals eine ganz andere Dimension an.
„Was ist der Unterschied zwischen Früchten und Schokolade? Beides enthält doch Zucker! Warum soll der eine besser als der andere sein?“, wurde ich von einer Erzieherin gefragt.
In Früchten haben wir neben dem Fruchtzucker noch Vitamine und Mineralstoffe, die für unseren Körper wichtig sind, während Schokolade nur leere Kalorien und keinerlei Nährstoffe enthält. Damit kann unser Körper nichts anfangen. Schlimmer noch: Wenn der Schokoladen-Zucker verdaut wird, klaut er dem Körper wichtige Mikronährstoffe, ohne dafür etwas zurückzugeben.
Damit wir funktionieren, leistungsstark und glücklich sind, brauchen wir Nahrung. Die Bausteine des Essens heissen Aminosäuren. Zu einer Kette vereint, bilden sie Eiweiss, aus dem das Gewebe unserer Muskeln, Sehnen und Bänder besteht. Glukose (Zucker) brauchen unsere Zellen, um Energie für uns zu produzieren. Fettsäuren sind für den Membranaufbau unserer Zellen essentiell wichtig – die Schutzschicht der Zellen. Vitamine und Mineralstoffe sorgen für die Aufrechterhaltung unserer Körperfunktionen.
Unser Gehirn braucht Zucker – viel Zucker – damit es fähig ist, für uns funktionstüchtig und leistungsstark seiner Passion nachzugehen. Aber bitte Zucker mit Inhalt! Diesen finden wir in Früchten, Gemüse und Vollkornprodukten. Führen wir unserem Körper nur Schokoladen-Zucker zu, kann unser Gehirn damit nichts anfangen. Es ist unfähig, daraus nachhaltig Energie zu ziehen und die Neuronen (das Kommunikationssystem im Gehirn und Rückenmark) werden in ihrem Schaltkreis gestört. Die Konsequenz: Wir sind schlecht gelaunt, neigen zu depressiven Verstimmungen, können uns nicht konzentrieren, sind leistungsschwach … die Liste könnte noch lange fortgesetzt werden. Und schlimmer noch: Studien haben sogar gezeigt, dass eine Ernährung, die auf Junk Food und Süssigkeiten basiert, inklusive des daraus resultierenden Nährstoffmangels, zu aggressiverem Verhalten führt. Und dass derartiges Essen unzählige Krankheiten fördert, ist uns mittlerweile auch gemeinhin bekannt.
Wenn wir Kinder mit Lerndefiziten oder ähnlichen Herausforderungen zu Hause haben, können wir mit ihnen noch so oft in die Kinesiologie (oder anderen Therapien) gehen. Sie werden nur mässigen oder kurzzeitigen Erfolg zeigen, wenn die Basis – die Ernährung – nicht stimmt. Darauf einen Blick zu werfen – und das nicht nur bei unseren Kindern – kann bereits viel bewirken.
Letztlich gab ich meinem Sohn für die Kita eigene zuckerfreie Kekse mit. Wenige Wochen danach verkündete mir die Kita, sie habe die von mir empfohlenen Kekse nun für alle Sprösslinge als Zwischenmahlzeit gekauft. Das hat mich sehr gefreut. Natürlich ist es nicht meine Aufgabe, andere zu belehren oder gar wegen ihrer Ernährungsweise zu tadeln; jedoch für meinen Sohn eine gesunde Basis beim Thema Essen und Zucker für seine Zukunft zu schaffen. Und nicht selten fühlt es sich wie ein sinnloser Kampf gegen Windmühlen an – wenngleich es in der Kita bei diesem Vorfall ein Happy End gab. So oder so. Es lohnt sich immer, für seine eigenen Kinder einzustehen und sich für deren Wohl einzusetzen – solange sie einen lassen.
Quellen:
- „Nährstoffe für ein leistungsfähiges Gehirn“ Charles T. Krebs
- Missbroccoli: „Die besten Zuckeralternativen für Kinder – oder was heisst zuckerfrei mit Kindern?“
- Einstein Sendung vom 5.01.23: „Unser Gehirn ist, was es isst“