Was Kinesiologen so treiben

Wenn uns ein Ungemach plagt, so sickern nur die äusseren Alarmzeichen zu unserem Bewusstsein durch. Hier hilft das bekannte Bild des Eisbergs: Wir nehmen bewusst nur den kleinen Zipfel an der Oberfläche wahr. Wenn Personen jedoch geschult sind, so können sie auch ein wenig tiefer schauen. Aufreibende Träume, ein nicht ganz fassbares Gefühl, dass „irgendwas“ nicht stimmt etc. spukt herum.

In der Kinesiologie benutzen wir den Muskeltest als Sprachrohr für den Körper. Das bedeutet, dass wir über das Testen Aspekte aufdecken können, die uns (noch) nicht bewusst sind. Das heisst nicht, dass wir das Ungemach in all seine Einzelteile zerlegen und analysieren müssen. Zum Glück! Denn sonst wären wir ewig mit Detektivarbeit beschäftigt und die Ablösung des Ungemachs würde nur selten oder nie stattfinden.

Schauen wir uns solch ein Ungemach doch einmal ein wenig genauer an. Derartige Plagereien treten auf, wenn die Energie in unserem Körper-Geist-System nicht mehr zu unseren Gunsten fliesst. Sie ist an einer (oder mehrerer) Stellen blockiert. Das kann sich uns auf unterschiedlicher Weise zeigen: Wenn wir eine für unseren Rücken ungünstige Haltung einnehmen, reagiert der Körper früher oder später mit Schmerzen. Hier lägen wir auf der körperlichen Ebene. Die logische Schlussfolgerung wäre, wir ändern unsere Körperhaltung, bauen noch ein paar rückenfreundliche Übungen – möglichst regelmässig – in unseren Alltag ein und lassen von einem Kinesiologen (oder sonst wem) den Energiefluss im Rückenbereich richten.

Ist es tatsächlich immer so einfach? Nun, nicht immer. Schauen wir nur auf die Körperebene, so begrenzen wir uns. Denn wir Menschen bestehen aus viel mehr als nur aus Fleisch und Knochen. Wir können uns bis auf die atomare Ebene herunterbrechen. Und was machen Atome? Sie schwingen und erzeugen so Energie. Unsere Energie. Und diese wird nicht nur durch körperliche Fehlhaltungen oder -belastungen überbeansprucht oder gar blockiert. Unsere Emotionen und Gedanken spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Vielleicht leben wir rückenschonend, treiben regelmässig (rückenfreundlichen) Sport und leiden trotzdem unter Rückenschmerzen. Spätestens hier sollten wir die emotionale und mentale Ebene mit einbeziehen.

Vielleicht gab es in der Kindheit mal eine Situation, als wir von hinten geschupst wurden und uns zu Tode erschreckt haben. Auf der bewussten Ebene erinnern wir uns gar nicht mehr daran oder wir haben es als belanglos abgetan. Unser Körper aber vergisst nie. Er speicherte diesen Schreckmomenten ab. Wir können es uns bildlich so vorstellen, als läge der Körper einen Stein mit diesem Schreckmoment auf dem Rücken ab, der unserem freien Energiefluss seitdem im Weg liegt.

Oder vielleicht fühlen wir uns beruflich oder familiär völlig überfordert und sagen uns immer wieder, dass wir all den Anforderungen, die an uns gestellt werden, nicht gerecht werden können. Ein Glaubenssatz entsteht, den unser Körper ernstnimmt – und abspeichert. All die Last wird uns (auf den Rücken) aufgeladen. Um es bildlich darzustellen: Die unzähligen Anforderungen im Beruf und in der Familie treffen alle als Kieselsteinchen im Bereich unseres Rückens zusammen und bilden dort einen mannhaften Haufen, der uns das Leben schwer macht.

Diese Thematik ist hochkomplex und ich habe gerade erst begonnen, die ersten Zusammenhänge zu sehen und hier stark vereinfacht dargestellt. Aber das Tolle ist: Wir Kinesiologen müssen gar nicht dieses komplexe Zusammenspiel durchschauen, um mit Klienten zu arbeiten. Wir befragen über den Muskeltest das Körper-Geist-System des Klienten. Denn es weiss alles und lenkt uns auf intelligente Weise durch die Sitzung. Unser Energiesystem weiss, welches Ungemach wann und wie am besten aufgelöst und transformiert werden darf. Darauf dürfen wir vertrauen, ohne unsere Eigenmächtigkeit aus der Hand zu geben.

Fazit: Wir Kinesiologen doktern nicht am Thema herum, sondern bauen den Stress, der auf der Thematik liegt, ab.