Ideale Lernvoraussetzungen schaffen (Teil 1)

Wer hätte nicht gerne ein lernbereites und aufnahmefähiges Gehirn, wenn mal wieder ein Schul-, Uni- oder beruflicher Weiterbildungstag bevor steht? Oder ein langwieriger Homeoffice Tag, der wenig Abwechslung verspricht …

Wir Kinesiologen kennen einige Techniken, die bei Lernschwierigkeiten oder mangelnder Konzentration beim Klienten angewendet werden können, um unser Gehirn in einen frischen, lernbereiten Zustand zu versetzen oder dort vorhandene Blockaden zu lösen.

Doch es gibt auch einiges, das wir vor und während der Lernphasen für uns selbst unternehmen können. Hier möchte ich ein paar Techniken vorstellen, die uns eine neue Lernerfahrung bescheren können. Sie sind einfach, jederzeit anwendbar und dem Brain Gym Konzept entnommen.

1)     Her mit dem stillen Wasser!

Unser Körper besteht zu etwa 70% aus Wasser, wobei unser Gehirn den grössten Prozentanteil ausmacht (Schätzungen gehen von etwa 90% aus!). Aber warum ist das in Bezug auf Lernen und Konzentration so wichtig?

Unsere Körper arbeiten elektrisch. So werden auch die Impulse im Nervensystem weitergegeben. Und damit das einwandfrei gelingt, brauchen wir Wasser, das als Lösungsmittel die elektrische Übertragung und die Erhaltung des elektrischen Potentials sicherstellt. So wird aus einem Klumpen Knochen und Muskeln ein fühlender, lernender, denkender und handelnder Organismus.

Nun mag es die ganz Schlauen unter uns geben, die der Meinung sind, Wasser schmecke zu langweilig und greifen lieber auf Kaffee oder Tee zurück. Das ist aber nicht das gleiche. Gerade in Koffein, Alkohol, einigen kohlensäurehaltigen Getränken und leider auch in Schokolade befinden sich Diuretika (harntreibende Stoffe), die den Körper entwässern. Ein zu hoher Konsum vermindert tatsächlich das Lernpotential!

Trinken wir Wasser gemischt mit Säften oder Kräutertees (die oft kein Koffein enthalten), muss unser Körper einen Umweg in Kauf nehmen, um das stille Wasser von den anderen Substanzen zu trennen und für sich nutzbar zu machen. Das Wasser steht uns dann nicht sofort mit seiner positiven Wirkung zur Verfügung.

Bei der Frage, wie viel stilles Wasser getrunken werden sollte, gehen die Meinungen auseinander. Klima, Körperstatur und die körperlichen Aktivitäten spielen hier eine wichtige Rolle. Ich trinke meistens zwischen zwei und drei Litern am Tag.

Stilles Wasser – gerne auch warm – gehört mittlerweile zu meinem absoluten Lieblingsgetränk. Ich habe meinen Körper darauf konditioniert und das war gar nicht schwierig. Probiere es mal aus!

 

2)     Stimulation der Gehirnpunkte

Bei den Gehirnpunkten handelt es sich um Akupunkturpunkte, die wir jeweils links und rechts neben dem Brustbein, direkt unter dem Schlüsselbein, finden. Wenn wir diese Punkte durch Massieren aktivieren, verstärkt sich die Blutzufuhr der Hauptschlagader (die Gehirnpunkte liegen etwa da, wo sich die Hauptschlagadern verzweigen), so dass unser Gehirn mehr Sauerstoff erhält. Durch die Stimulation der Gehirnpunkte fühlen wir uns wacher und unsere Konzentrationsfähigkeit steigt. Es handelt sich hier also um einen natürlichen Muntermacher!

Gleichzeitig massieren wir mit der anderen Hand den Bauch um den Nabel herum. Das bringt unsere Aufmerksamkeit zum Zentrum unseres Körpers, wo die Rumpfmuskulatur liegt, die einen wichtigen Beitrag zum Gleichgewicht unseres Körpers leistet. So fördern wir nebenbei unsere Zentrierung.

 

3)     Aktivitäten im Überkreuzmuster

Überkreuzbewegungen funktionieren ganz einfach und sind in allen möglichen Varianten anwendbar. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt! Die einfachste Variante besteht darin, das rechte Bein anzuheben und mit der linken Hand das rechte Knie zu berühren. Und anschliessend machen wir genau das gleiche mit dem linken Bein und der rechten Hand. Es können auch die Ellenbogen für die Knieberührung benutzt werden. Eine Variante wäre, das rechte Bein und den linken Arm parallel auszustrecken etc.

Wenn wir spazieren, bewegen wir uns auch in einem Überkreuzmuster. Nur hier geschieht es automatisch. Bei Überkreuzbewegungen führen wir die Bewegung möglichst bewusst und langsam aus. Das fördert nebenbei unser Gleichgewicht und die Feinmotorik.

Und wie unterstützt das unsere Lernkompetenz?

Unser Gehirn besteht aus einer linken und einer rechten Hälfte. Es ist gemeinhin bekannt, dass die linke Gehirnhälfte die Logikhemisphäre darstellt, in der es u.a. um Details und lineare Analysen geht. Die rechte Gehirnhälfte hingegen ist als die Gestalthemisphäre bekannt, in der u.a. Bilder, Emotionen und Intuition für die Verarbeitung benutzt werden.

Für einen ganzheitlichen Lernprozess müssen uns beide Gehirnhälften zur Verfügung stehen. Beide Hemisphären sind in der Mitte durch ein Bündel von Nervenfasern, dem „Balken“ (Corpus callosum) verbunden. Wir können uns die Verbindung wie eine Autobahn zwischen den beiden Teilgebieten des Gehirns vorstellen, über die beide Hälften miteinander kommunizieren.

Überkreuzbewegungen fördern einerseits den „Ausbau dieser Autobahn“ und andererseits stimulieren sie ganzheitlich das Gehirn.

Wenn wir also im Lernprozess, bei einer Problemlösung oder sonst etwas feststecken, lohnen sich Überkreuzbewegungen oder ein kleiner Spaziergang. Und schon fliessen die Gedanken wieder in eine wünschenswerte Richtung.